#39 – SCHELACH LECHA „SCHICKE!“

4. Mose 13,1 – 15,41; Hebr 5-8; Psalm 93-95; Hesekiel 33-39

In der Paraschat „Schelach Lecha“ hören wir von der tragischen Sünde der zehn Kundschafter. Die Sünde war, dass sie das Land Israel zurückwiesen: „Wir vermögen nicht hinaufzuziehen gegen dies Volk, denn sie sind uns zu stark.“ (4. Mose 13,31) und sie überzeugten das Volk, dass sie entgegen YHWHs Versprechen, nicht

das Land militärisch gesehen einnehmen könnten: Das Land, durch das wir gegangen sind, um es zu erkunden, frisst seine Bewohner, und alles Volk, das wir darin sahen, sind Leute von großer Länge.“ Als Folge ihres Unglaubens ist eine ganze Generation in der Wüste gestorben und das Volk musste 40 Jahre auf Wanderschaft gehen, ehe es endlich in das Land gehen durfte. Eine äußerst frustrierende Geschichte. Wie konnte das Volk der Israeliten, die YHWHs Macht und Größe erlebt haben, so heftig gegen Ihn sündigen?

Wir gehen tiefer in die Geschichte hinein. YHWH trägt Mose auf: „Sende Männer aus … „ (4. Mose 13,2). Was wird ihre Aufgabe sein? „Das Land Kanaan zu erkunden und zu sehen, ob die Nation, die dort wohnt, stark oder schwach ist? Ob es viele oder wenige sind? Und die Städte, in den sie leben, sind sie offen oder befestigt? (4. Mose 13,18, 19) Das war eine militärische Aufgabe, nämlich herauszufinden, wie sie die Feinde besiegen könnten. Als nun Mose zwölf Männer auswählte für diese besondere Aufgabe, stellte er einen von ihnen heraus und gab ihm einen besonderen Status: „Aber Hoschea, den Sohn Nuns, nannte Mose Josua.“ (Vers 16).
Erinnert uns dieser Abschnitt an eine andere Zeit, wo auch einige Leute herausgerufen worden sind, um eine militärische Aufgabe zu bewältigen? Wir finden die Antwort, wenn wir die Geschichte der Kundschafter zu Ende lesen: „Es wohnen die Amaleikter im Südland …“ (Vers 29). Ja, diese Geschichte erinnert an den Kampf der Israeliten gegen Amalek nach dem Exodus. Auch hier wurden Männer ausgesondert, als Amalek Israel in der Wüste attackierte: „Da sprach Mose zu Josua: Erwähle uns Männer.“ Und zu welchem Zweck wurden die Männer ausgewählt? Um auszuziehen und gegen gegen Amalek zu kämpfen.“ (2. Mose 17,9)
Die beiden Geschichten – die Exodusgeschichte und die Geschichter der Kundschafter – haben drei Gemeinsamkeiten:
Auswahl von Männern für militärische Zwecke und die besondere Berufung von Josua.

Wir wollen uns diese Parallelen noch etwas näher anschauen. Liegt nicht beiden Geschichten eine gemeinsame Vorerfahrung zugrunde?

Wann kam Amalek in der Exodus-Geschichte? Nachdem das Volk gegen Mose murrte: „Als aber dort das Volk nach Wasser dürstete, murrten sie wider Mose.“ (2. Mose 17,3). Und murrte das Volk nicht auch, ehe YHWH Botschafter aussenden ließ? „Und das Volk klagte vor den Ohren YHWHs“ (4. Mose 11,1) – könnte es sein, dass YHWH deswegen den Botschaftern Amalek vor Augen führte, anstatt das ganze Volk gleich ins Land zu führen? Die Frage war, wie würden sie reagieren, wenn sie erneut Amalek begegnen würden?

Wie war der Kampf mit Amalek verlaufen in der Exodus-Geschichte? Während Josua gegen Amalek kämpfte, ging Mose, Aaron und Hur auf einen Hügel. „Und wenn Mose seine Hand emporhielt, siegte Israel, wenn er aber seine Hand sinken ließ, siegte Amalek.“ (2. Mose 17,11) Der militärische Erfolg der Israeliten hing allein davon ab, ob Mose YHWH pries und lobte.
Als Israel aus Ägypten auszog, mussten sie gar nichts machen, Er führte sie hinaus und als sie in der Wüste Mangel an Wasser, Nahrung und wiederum Wasser hatten, mussten sie nichts tun – weder sich um Wasser kümmern noch säen und pflanzen, sondern YHWH versorgte sie. Und sie erlebten, dass YHWH mit ihnen war. Und als sie dann angegriffen wurden, erlebten sie auch Sieg – als ein Volk, dass keine militärische Erfahrung hatte. Und sie lernten die gleiche Lektion: Der Sieg kam nicht aus eigener Kraft, sondern durch die Vermittlung von Mose. Moses erhobene Hände zeugten von der Anerkennung, dass Israels Stärke nur von YHWH allein kam. Nur wenn sie die Quelle ihres Sieges kannten und anerkannten, konnten sie erfolgreich sein. Nur wenn sie YHWH vertrauten und sich hundertprozentig von Ihm abhängig machten, gelang der Sieg.
Und jetzt gehen wir mit dieser Grundlage zurück in die Geschichte der Kundschafter. Wie konnten sie nach all den Erfahrungen so mit Unglauben reagieren?
Wie kam bei ihnen die Botschaft von Mose an „Sende Männer aus, die das Land erkunden“? Ja, in der Vergangenheit hatten sie erlebt, dass YHWH mit ihnen war. Aber jetzt, wo sie als Kundschafter gehen und eine Strategie entwickeln sollten, bedeutete dies jetzt, dass sie allein für die Eroberung verantwortlich waren? Und dass YHWH sich zurückzog? Als die Kundschafter zurückkamen, waren sie frustriert. Mussten sie jetzt allein gegen die Feinde kämpfen? Sie waren voller Angst und Schrecken. Und wenn wir jetzt zurückblenden zur Amalek-Geschichte in Exodus, verstehen wir plötzlich, dass sie aus dieser Kriegsgeschichte mit Amalek nicht die Botschaft gelernt hatten, dass sie siegten, solange sie auf YHWH schauten.

Man kann die Erfahrung des Volkes mit YHWH in drei Abschnitte unterteilen:
1. YHWH zeigte Seine Liebe für Sein Volk durch viele Wunder, bis es endlich durch Ihn befreit wurde aus Ägypten. Als sich die Armee der Ägypter ihnen am Roten Meer näherte, versicherte Mose ihnen, dass YHWH für sie kämpfen würde. Sie sollten nur stille sein. (2. Mose 14,14). Und in der Wüste mussten sie nichts tun, um Wasser und Nahrung zu erhalten. Sie wurden einfach von YHWH unterhalten.
2. Jetzt wurden sie plötzlich von Amalek angegriffen. Jetzt verlangte YHWH von ihnen, dass sie kämpften. Sie mussten plötzlich handeln. Aber selbst, wenn sie selber handeln mussten, erlebten sie, dass schlussendlich alles von YHWH kommt. Und wie lernten sie diese Lektion. Sie hatten keine Armee, keine militärische Ausbildung und sie erfuhren, dass es nicht wichtig war. Ihr Erfolg hing nicht davon ab, sondern nur von einem: Konnten sie wahrnehmen, wenn sie selbst handeltn, dass es dennoch alles von YHWH kam? Sie sahen, dass YHWH die Fäden zog, wenn er die Arbeit tat. Aber konnten sie auch sehen, dass Er die Fäden zog, wenn sie die Sachen selbst in die Hand nahmen? Aber diese Phase sollte nicht die Endphase sein. Später sollten sie die Erfahrung machen, wie es sein würde, wenn YHWH für sie nicht sichtbar war im Land Israel?
3. Wie würde das Leben dann dort sein? Müssten sie ihre eigenen Kriege führen und selbst für ihre Nahrung sorgen? Das wäre dann die Phase 3 und in dieser hätten sie wissen können, dass selbst wenn YHWH nicht „sichtbar“ wäre und sie selbst für sich sorgen müssten, Er doch da wäre.

Als sie nur elf Tage von dem Land entfernt waren, sagte YHWH zu Mose, dass Kundschafter ausgesandt werden sollten, die das Land checken sollten. Die Kundschaften waren auf sich allein gestellt und nahmen das wahr und erschraken sich. YHWH hatte ihnen bis hierhin geholfen, aber jetzt waren sie für sich allein verantwortlich. Aber was sie nicht gelernt hatten, waren die Botschaften der vorherigen Phasen: YHWH ist immer mit uns. Auch wenn wir nicht das Land erobern könnten, YHWH kann es. Und nur Er kann es. Die Israeliten versagten in ihrer Beziehung zu YHWH – sie nahmen YHWH nicht wahr und rechneten nicht mehr mit Seiner Hilfe. Wenn wir Ihm nicht vertrauen, geht die Beziehung kaputt. Und leben wir heute nicht auch in der Phase 3?

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