#7 – WAJEZE ויצא „UND ER ZOG AUS“

Mose 28,10 – 32,3;

Apg 6-10

Psalm 119,1-88

Ri 1-9

Jakob küsste Rahel, erhob seine Stimme und weinte

Jakob zog aus Beerscheba fort, um sich in Mesopotamien aus seiner Verwandtschaft eine Frau zu holen. Als Jakob aber Rahel sah, küsste er sie, erhob seine Stimme und weinte (1. Mose 29,11)

„Ya’aqob nashaq Rachel nasa‘ qowl bakah“. Diese Worte sind genau die gleichen Worte, die über Esau ausgesagt werden, als er seinen Vater anbettelte, ihn doch auch zu segnen, nachdem Jakob ihn um den Segen des Erstgeborenen betrogen hatte: „Segne mich auch mein Vater! Und er erhob seine Stimme und weinte.“ (1. Mose 27,38) Esav nas’a qowl bakah. Die beiden Aussagen sind miteinander verbunden. Jakob kann der Situation, dass er seinen Bruder betrogen hat, nicht mehr ausweichen, sie holt ihn spätestens hier ein, als er sich in Rahel verliebte und sie küsste. Es wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er auf der Flucht war und als armer Mann vor Rahel stand und nichts hatte, um den Brautpreis zu bezahlen und sie zu lösen.

Spätestens hier wurde Jakob die Folgen seines Handelns bewusst und dass der Sohn von Esau ihm alles abgenommen hatte, wie im Buch Jaschar berichtet wird. Das Buch Jaschar wird in der Bibel als das Buch der Aufrechten bezeichnet (Jos. 10,13; 2. Sam.1:18): „Und als Jakob wegging, um nach Haran zu ziehen, rief Esau seinen Sohn Eliphas und sprach heimlich mit ihm und sagte: „Beeile dich jetzt, nimm dein Schwert in die Hand und verfolge Jakob und gehe vor ihm auf der Straße, und lauer ihm auf, und töte ihn mit deinem Schwert in einem der Berge, und nimmt alles was zu ihm gehört und komme zurück.“ (S. 128). Eliphas verfolgte Jakob und Jakob flehte Eliphas an: „Siehe, alles was ich habe, und was mein Vater und meine Mutter mir gegeben haben, nehmt es und geht weg von mir, und tötet mich nicht, und möge diese Sache dir als eine Gerechtigkeit angerechnet werden. Und YHWH bewirkte, dass Jakob aus der Sicht von Elihas, dem Sohn Esaus, und seinen Männern Wohlwollen fand, und sie hörten auf die Stimme Jakobs, und sie töteten ihn nicht, und Eliphas und seine Männer nahmen allen Besitz, der Jakob gehörte, mit samt dem Silber und dem Gold…“ (S. 128).

Was der Mensch sät, das wird er ernten!

Jakob weinte bitterlich (bakah hat diese Bedeutung), als er Rahel sah und wehklagte, wie Esau damals auch vor dem Vater. Was Jakob gesät hatte, erntete er hier. Hier spürte er den Raub am eigenen Leibe. So musste er sieben Jahre für Rahel dienen. Wäre er nicht beraubt worden, wäre das nicht nötig gewesen.

Als es dann endlich soweit war, dass Jakob Rahel in Empfang nehmen wollte, machte Laban ein Fest im Haus. „Und am Abend kam Laban zu dem Haus, und später kam Jakob mit den Leuten des Festes dorthin, und Laban löschte alle Lichter, die es dort im Haus gab. Und Jakob sagte zu Laban: Aus welchem Grund tust du uns das an? Und Laban antwortete: So zu handeln ist unser Brauch in diesem Land, und anschließend nahm Laban seine Tochter Lea, und er brachte sie zu Jakob, und er kam zu ihr, und Jakob wusste nicht, dass sie Lea war:“ (S. 133) Und als Jakob am Morgen entdeckte, dass Laban ihm Lea statt Rahel zur Frau gegeben hatte, sagte er zu Jakob: Was soll das, was du mir angetan hast? Ich habe dir sicherlich für Rahel gedient, und warum hast du mich betrogen und hast mir Lea gegeben? Und Laban antwortete Jakob und sagte: Das wird bei uns im Ort nicht so gemacht, dass man die Jüngere vor der Älteren hergibt, darum nun, wenn du wünscht, ihre Schwester ebenfalls zu nehmen, nimm sie gegen Dienst zu dir, den du mir weitere sieben Jahre dienen sollst.“ (S. 133) Jetzt spürt Jakob erneut, wie sich Betrug anfühlt.

Als Laban die Lichter im Haus löschte, heißt es weiter im Buch Jaschar: „Und all die Leute auf dem Fest wussten, was Laban Jakob angetan hatte, aber sie sagten Jakob die Sache nicht. Und alle Nachbarn kamen in jener Nacht zu Jakobs Haus, und sie aßen und tranken und erfreuten sich, und spielten vor Lea auf Tamburinen, und tanzten, und sie riefen vor Jakob: Heleah, Heleah. Und Jakob hörte ihre Worte, verstand aber deren Bedeutung nicht, aber er dachte, das mag ihr Brauchtum in diesem Land sein. Und während der Nacht sprachen die Nachbarn diese Worte vor Jakob, und alle Lichter, die im Haus waren, hatte Laban in jener Nacht in deren Häuser bringen lassen. Und am Morgen, als das Tageslicht zurückkehrte, drehte Jakob sich zu seiner Frau um, und er sah, siehe, es war Lea, die an seiner Brust gelegen hatte, und Jakob sagte: Siehe, jetzt weiß ich, was die Nachbrn letzte Nacht sagten, Heleah, sagten sie, und ich wusste es nicht.

Wenn man diesen Teil der Trauung im Buch Jaschar liest, kann man gut die ganze Inszenierung des Betrugs nachempfinden: Jeder war beteiligt und spielte mit, der Plan war detailliert ausgedacht, alle Lichter waren aus dem Haus geräumt worden, damit es völlig dunkel war, nur die Worten verrieten die Wahrheit. Und trotz der gesprochenen Worte konnte Jakob die Wahrheit nicht sehen. Erinnert dies nicht an die Inszenierung, den gut durchdachten Plan von Rebekka, als Jakob seinen Vater betrogen hatte? Der Vater Isaak konnte ebenfalls nichts sehen, aber die Worte konnte er hören. Und als Isaak den Jakob betastete, sprach er: „Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände. Und er erkannte ihn nicht, denn seine Hände waren rauh wie Esaus, seines Bruders, Hände.“ (1. Mose 27,23) Der Vater konnte trotz richtiger Wahrnehmung der Stimme, nicht sehen, was sich abspielte – und so erging es dem Sohn Jakob auch. Trotz richtiger Wahrnehmung der Worte „Heleah“ in der Hochzeitsnacht, konnte er nicht sehen, was sich abspielte.

„Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.“ (Gal 6,7)

„Wer seine Übertretungen zudeckt, wird kein Gelingen haben, doch dem, der sie bekennt und lässt, wird Barmherzigkeit erwiesen werden“ (Sprüche 28:13).

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